Donnerstag, 13. Mai 2021

Gereimtes



Hinter Glas


Aus der Schwärze
unbegreiflicher Weiten
Gedanken - binden
an Kristallen
zart vernetzt in Eiseskälte
langsam fallend
von Mondfunken begleitet
sich zu einen
weiß zu weiß

Auf der anderen Seite
in beengter Stube
schmeichelt warmer Kerzenschein
Glanzlichter
in Tannengrün
Daneben
über plattgedrückten Nasen
funkeln Augensterne
in den Weihnachtshimmel...

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Im Jahr 2009 erschienen in: ..Weihnachtsgedichte | Hrsg. Claudia Sperlich Illustrationen Katja Spannuth | Dr. Ronald Henss Verlag ISBN 978-3-939937-10-4 91 Seiten







Erinnerungen


Blumen vergangener Tage
waren Blumen aus Eis.
Zierten Fenster durchsichtig weiß.
Waren wunderschön - ohne Frage.

Puppenwagen vergangener Tage,
aus Apfelsinenkisten gemacht
und mit Stoff in Form gebracht.
Holzräder fuhren - ohne Frage.

Adventszeit vergangener Tage,
auf der Fensterbank Brot für den Nikolaus
und für sein Pferd lag Zucker aus.
Ungeduldig - ohne Frage.

Kindheit vergangener Tage,
wunderbare, sorglose Zeit.
Bei jedem Wetter zum Spielen bereit
mit viel Spaß - ohne Frage.

Erinnerungen vergangener Tage
möchte ich nicht missen,
gaben unendlich viel Wissen
und machen glücklich - ohne Frage.

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in der Anthologie 2006 der Bibliothek Deutschsprachiger Gedichte







Lebenslauf 


Wollte nie geboren sein.
Keiner hat gefragt.
Eltern  versagt!
Ließen mich allein.

Wollte nie zur Schule gehen.
Hatte keine Wahl.
Lehrer  eine Qual!
Haben weggesehen.

Wollte Arbeit haben.
Gab es nicht.
Nur Verzicht! 
Der Gesellschaft Gaben.

Wollte gehen.
Niemand zum Abschied da.
Freunde  ja!
Hörten mein Flehen.

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in der Anthologie 2006 der Frankfurter Bibliothek (Brentano)








11. September


Im sonnigen Licht
des Tages Erwachen.
Nebenan glockenhelles Kinderlachen.
Donnerhall - hört es nicht.

Nordturm oder Südturm.
Bald wird nichts mehr sein,
bis auf ein Loch im tiefen Gestein.
Vernichtet im Flugzeugsturm.

Menschen, die es nicht mehr gibt.
Überlebende, die die Welt nicht verstehen.
So viel Leid ist geschehen.

Jahre sind schon vergangen.
Schreckensbilder im Schlaf gefangen,
immer noch  Trümmerhaufen.

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in der Anthologie 2005 der Frankfurter Bibliothek (Brentano)








Tramengel


Sieht er mich mit Augen an?   
Sehe nicht,
bin in seinem Bann,
diesem warmen, hellen Licht.

Frohe, leuchtende Farben!
Ist Ruhe, ist Stille,
kann mich daran laben.
Gelähmt ist mein Wille.

Bewegung oder nicht?
Wabern, wogen, fließen
raubt mir die Sicht.
Darf es genießen.

Sehe nicht und sehe doch,
ist jung, ist alt.
Höre nicht und höre doch,
weiß es bald.
Fühle nicht und fühle doch,
ist Lichtgestalt!

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in der Anthologie 2005 der Bibliothek Deutschsprachiger Gedichte







Elfenflügel


im Wald unter Buchengrün
dort wo Anemonen blühn
flirrlichtern im Sonnenlicht
kleine Elfchen vorm Gesicht

hier und dort  nicht zu fassen
auf Träume einzulassen
mich in die Luft zu heben
dem Licht entgegen schweben

so schnell ist der Traum vorbei
ach hätt ich der Flügel zwei
tät hinterher ich fliegen
und nicht im Moos hier liegen







Altweibersommer


An Spinnenfäden über Wiesen verteilt,
nächtliche Feuchte als Tröpfchen aufgereiht,
darin Morgensonne zum Wärmen bereit -
früher oder später vom Schicksal ereilt.

Sonnenbeflügelt die tanzenden Mücken
unter der gelben Birke dünner Schatten,
die Stücke eines Sommers, den wir hatten,
treibt der Fluß Blatt für Blatt auf seinem Rücken.

Durch Oktobertage schlängeln sich Pfade,
eingetaucht im goldenen Lichterbade
bäumt sich der Sommer in seinem Himmelskleid.

Schritte rascheln mal laut, mal leise; eilen
die Tage an zurückgelegten Meilen.
Schwalbenschwärme sind schon zum Abflug bereit.








Angemessen


Für Fenster, Tür oder Bild,
als fester Grundstein er gilt.
Erstere partizipieren.
Bildergrenzen sind zu zieren.

Möglich ist ganz individuell
drin zu bleiben oder fallen. Schnell
fehlt er dann sogar. Nicht in Form,
dehnt seine Umgebung enorm.

Ist der Äußere für viele gleich,
innen zählt ein anderer Bereich.
Mal ausgeschöpft, beginnt das Lahmen,
doch auch ein Gerüst ist noch - Rahmen!








van Gogh


In des Malers Kammer
steht sauber und adrett
mit dicken Kissen - sein Bett.

Ein Tischchen in der Ecke,
darauf eine kleine Decke
mit Kumme und Krug,
am Haken Jacken, die er trug.

Bilder hängen an den Wänden
gemalt von eig'nen Händen,
zwei Stühle, die Tür zum Flur
und ein kleines Fenster nur.

Zehn Schritte hin und her
drei noch einmal quer
in des Malers Kammer.







Abendmahl


In zweckgebund'ner Runde
zu fortgeschritt'ner Stunde
nach des Arbeits Mühen
beim Petroleumglühen
einen Teller in der Mitte
so war es Sitte
mit Gabel und mit Messer
- die Kartoffelesser



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